Briefwechsel der Brüder Grimm

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Band 2 - Briefwechsel mit Karl Bartsch

Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit Karl Bartsch, Franz Pfeiffer und Gabriel Riedel, hrsg. von Günter Breuer, Jürgen Jaehrling und Ulrich Schröter.  2002. (344 S., 42,00 €; Bestellmöglichkeit)

Herausgeber des Briefwechsels ist Günter Breuer, Universitätsbibliothek der TH Aachen. Aus seiner Einführung in den Briefwechsel:

Seinem Freund und Germanistenkollegen
Franz Pfeiffer schrieb Karl Bartsch am 22. Dezember 1862: „Von den Gründern unserer Wissenschaft ist jetzt nur noch J. Grimm übrig, denn schon Maßmann gehört einer zweiten Generation an, Du der dritten und ich wohl schon der vierten“.

Als der junge Bartsch zu Beginn der 1850er Jahre den Versuch unternahm, im deutschen Universitäts- und Wissenschaftsbetrieb Aufnahme zu finden, traf er auf dem Gebiet der Germanistik eine weitgehend bereits herausgebildete und institutionalisierte Fachdisziplin an. Anders stand es um die ebenfalls von ihm vertretene Romanistik, die sich im wesentlichen mehr als ein Jahrzehnt später erst etablieren konnte.

Von eifriger Publikationstätigkeit und direkten Kontakten zu maßgebenden Persönlichkeiten seiner Fächer erhoffte Bartsch, dem weitergehende Protektion fehlte, einen erleichterten Zugang. So nahm er Korrespondenz auf u. a. mit Friedrich Diez, Franz Pfeiffer, Wilhelm Wackernagel und den Grimm-Brüdern.

Karl Wilhelm Bartsch, am 25. Februar 1832 in Sprottau am Bober (Niederschlesien) geboren, bezog nach Schulbesuch in Gleiwitz 1849 die Hochschule zu Breslau und wechselte 1851 zur Berliner Universität. Hier besuchte er Vorlesungen von Wilhelm Grimm und von der Hagen, Steinthal (Provenzalisch) und Aufrecht (Angelsächsisch und Altnordisch). Besonders eng wurde seine Verbindung zu Hans Ferdinand Maßmann, in dessen Haus er eingeführt wurde. Maßmann war es auch, der ihm die Aufnahme in die „Berlinische Gesellschaft für Deutsche Sprache und Alterthumskunde“ ermöglichte. In diesem Kreis traf Bartsch auf Carl August Friedrich Mahn, der es verstand, ihn für provenzalische Sprach- und Literaturstudien zu begeistern. Zur Romanistik hatte Bartsch bis dahin nur lose Beziehungen gehegt. In Breslau war kein romanistisches Studium möglich gewesen, und auch an der Berliner Universität war es kaum besser um dieses Fach bestellt. Erst 1867 wurde hier der erste Romanistik-Lehrstuhl eingerichtet und mit Adolf Tobler besetzt.

Sein Studium schloss Bartsch im März 1853 mit seiner Promotion nun in Halle ab. (Titel der Dissertation: «De veteris theodiscae linguae praesertim Otfridi arte metrica».) Maßmann hatte den mittellosen Studiosus seinem Jugendfreund Heinrich Leo (1799—1878) empfohlen. Anschließend suchte Bartsch um eine Anstellung im Staatsdienst nach, erhielt allerdings keine Aufnahme. So entschloss er sich, eine Bibliotheksreise nach Paris, London und Oxford zu unternehmen, um in Mahns Auftrag aus Troubadourhandschriften Texte zu kopieren.

1854 / 55 weilte Karl Bartsch als Hauslehrer und Gesellschafter bei dem wissenschafts- und kunstsinnigen Baron Friedrich von der Leyen-Blömersheim auf der Leyenburg in der Nähe von Krefeld, und im Herbst 1855 erhielt er eine Anstellung als Kustos an der Bibliothek des im Jahre 1852 gegründeten Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Leiter der Bibliothek war seit dem 1. November 1853 Georg Karl Frommann, als Bibliothekssekretär fungierte Karl August Barack. Es war vermutlich die Aussicht, mit beiden Germanisten zusammenarbeiten zu können, die Bartsch zur Annahme der kaum ausreichend dotierten Stelle am Germanischen Museum bewogen hatte. In Nürnberg fand Bartsch ausreichend Zeit für seine Studien. Allerdings mit dem als despotisch bekannten Stifter und Begründer des Nationalmuseums, Hans Frhrn. von und zu Aufseß, kam es zu Auseinandersetzungen. So suchte Bartsch sich zu verändern und bewarb sich an die Universitätsbibliothek seiner Heimatstadt Breslau. Nachdem sich dieses Vorhaben zerschlagen hatte, wurde Bartsch Ostern 1858 an die Universität Rostock an das dort bestehende und von Christian Wilbrandt (1801—1867) im Jahre 1839 begründete Philosophisch-ästhetische Seminar berufen. Er hatte ausgehandelt, dieses in ein germanistisches (deutsch-philologisches) Seminar umwandeln zu können. An der kleinen Rostocker Universität las er Germanistik und Romanistik. Zu seinen Vorlesungen fanden sich allerdings nur wenige Hörer ein; so verblieb ihm genügend Zeit zu ausgiebiger Forschungs- und Publikationstätigkeit.

Am 29. September 1858 hatte Karl Bartsch Sophie Merz, die Tochter des Nürnberger Buchhändlers und Verlegers Julius Wilhelm Merz (1810—1863), des Inhabers des renommierten Verlagshauses Bauer & Raspe, geheiratet. 1859 wurde ein Sohn geboren. 1871 nahm Bartsch einen Ruf als Professor für germanische und romanische Philologie an die Universität Heidelberg an und eröffnete hier 1877 ein germanisch-romanisches Seminar.

Dass Bartsch in der Germanistik wie in der Romanistik gleichermaßen zu Hause war, belegen seine Veröffentlichungen. Als Herausgeber von Einzeltexten, denen er umfassende Einleitungen voranstellte, von Sammelbänden und Grundrissliteratur beider Fachgebiete trat er hervor. Daneben verfasste er zahlreiche Aufsätze und Rezensionen; insbesondere für den «Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit», für die zunächst von Franz Pfeiffer redigierte «Germania», deren Herausgabe Bartsch nach Pfeiffers Tod 1868 übernahm, und für die «Zeitschrift für romanische Philologie». Auch auf bibliographischem Gebiet und als Übersetzer war er tätig.

Im Jahre 1886 brach Bartschs schon in jungen Jahren immer wieder auftretende Lungenerkrankung mit erneuter Heftigkeit aus. Am 19. Februar 1888 schließlich verstarb er in Heidelberg.

Während seiner Berliner Studienzeit war Bartsch mit Wilhelm Grimm zusammengetroffen. Bei ihm hatte er im Sommersemester 1851 den Engelhard, im darauffolgenden Jahr den Winsbeke gehört. 1853 suchte Bartsch Jacob Grimm auf und bat um Durchsicht seiner gerade fertiggestellten Dissertation. Eine weitere Beziehung ergab sich aus diesen Erstkontakten zunächst nicht. Erst am 5. Juli 1855 übersandte Bartsch, zu dieser Zeit noch Privatlehrer in Krefeld, seine druckfrische Peire-Vidal-Ausgabe. Nach Jacob Grimms Dankschreiben vom 21. August 1855 ruhte der Schriftverkehr für eine lange Zeit, bis Bartsch, mit seiner Position am Nürnberger Germanischen Museum unzufrieden, am 28. April 1857 um Fürsprache bei seiner Bewerbung auf eine Kustodenstelle an der Universitätsbibliothek seiner Heimatstadt Breslau nachsuchte. Ab dann gestaltet sich ein mehr oder weniger kontinuierlicher Korrespondenzfluss. Längere Unterbrechungen hatten meist nachvollziehbare Ursachen. So zwischen dem 23. Mai 1857 und dem 26. Oktober 1857, als Bartsch auf eine Zusage zu seiner Rostocker Bewerbung wartete. Für etwa ein halbes Jahr ruhte der Briefaustausch (12. Januar bis 18. Juli 1858), nachdem Bartschs Lungenerkrankung erneut ausgebrochen war und der Umzug nach Rostock anstand; ebenso während der Sommerferienzeit 1859. Nach Wilhelm Grimms Tod am 16. Dezember 1859 wagte Bartsch erst am 18. Februar 1860 tröstende Worte an den „Hochverehrten Freund“ Jacob Grimm zu richten.

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